»Alles ist Arbeit« – Mit Heike Geißler und Lena Schätte
Die Veranstaltung wird von DGS-Dolmetscher*innen begleitet.
(Interessierte melden sich bitte bis zum 14.11. bei uns an.)
Arbeit ist das Thema unserer Reihe »spielraum. Eine Reihe zu Fragen der Zeit«.
Heike Geißler erkundet in Arbeiten (Hanser Berlin) die Allgegenwärtigkeit von Arbeit – vom Handwerker über den Lieferboten bis zur eigenen Familie – und zeichnet ein Panorama moderner Arbeitswelten zwischen Überleben und Wachstum.
In Das Schwarz an den Händen meines Vaters (S. Fischer) erzählt Lena Schätte vom Aufwachsen in einer Arbeiterfamilie, von Alkohol, Krankheit und Liebe zu einem schwierigen Vater – und vom Ringen um ein eigenes Leben.
Ein paarmal frage ich Mama, was er da macht, wo er jeden Tag hingeht. Na arbeiten, meint sie und hackt Zwiebeln auf einem Brett in der Küche. Mit Maschinen. Ob er nicht lieber zu Hause bei uns bleiben wolle, frage ich. Wenn er das nicht machen würde, hätten wir nichts. Nicht dieses Haus, nicht deinen Fruchtzwerg im Kühlschrank, nicht deine Ringelsöckchen, nix. Sie schubst die Zwiebeln vom Brett in den Topf und lächelt matt. Das Leben isʼ Maloche.
(aus: Lena Schätte: Das Schwarz an den Händen meines Vaters)
Es ist Arbeit, die Gegenwart wahrzunehmen, es ist Arbeit, nicht in Groll und Panik zu verfallen, es ist Arbeit, bei Verstand zu bleiben. Es ist Arbeit, die zu sehen, die nicht den Grundtakt vorgeben, die aber mitschwingen müssen, weil sie keine Wahl haben. Es ist Arbeit, sich zu beruhigen, innezuhalten, auf konstruktive Gedanken zu kommen, die zu suchen, die sie haben: die tröstenden Ablenkungen und die guten Ideen. Alles ist Arbeit.
(aus: Heike Geißler: Arbeiten.)
Arbeit durchzieht unser Leben – sichtbar und unsichtbar, bezahlt und unbezahlt, körperlich, emotional, familiär. Sie strukturiert unsere Tage, formt unsere Beziehungen und bestimmt, wie wir uns selbst und andere bewerten. Unter dem Motto »Alles ist Arbeit« begegnen sich in dieser Ausgabe der Reihe »spielraum. Eine Reihe zu Fragen der Zeit« zwei Autorinnen, die das Thema aus unterschiedlichen, aber miteinander verwobenen Perspektiven beleuchten.
In Heike Geißlers Essay Arbeiten wird Arbeit zum Prisma, durch das sich gesellschaftliche Verhältnisse brechen. Mit politischem und poetischem Blick erforscht sie die Allgegenwärtigkeit der Arbeit: vom Handwerker über den Lieferboten bis zu den eigenen Eltern. Ihre Beobachtungen verdichten sich zu einem Panorama moderner Arbeitswelten zwischen Prekarität und Selbstverwirklichung – ein Nachdenken über Wert, Überleben und die Frage, was ein Mensch im System bedeutet.
Lena Schätte erzählt in Das Schwarz an den Händen meines Vaters eine andere, intime Geschichte der Arbeit. Ihre Protagonistin Motte wächst in einer Arbeiterfamilie auf, in der Alkohol und Krankheit den Alltag prägen. Der Roman zeigt, wie tief Arbeitsleben und Herkunft in Körper und Sprache eingeschrieben sind – und wie schwer es ist, sich von beidem zu lösen. Es ist ein harter und zugleich zarter Text über familiären Zusammenhalt, über Liebe und das Ringen um ein eigenes, selbstbestimmtes Leben.
Gemeinsam mit Uli Hufen als Moderator fragen Heike Geißler und Lena Schätte nach den Grenzen und Möglichkeiten der Arbeit – nach dem, was sie uns abverlangt, und nach dem, was sie uns vielleicht auch schenkt.
Dank der Förderung wird die Veranstaltung von DGS-Dolmetscher*innen begleitet.
Für eine bessere Planung bitten wir um Anmeldung bis zum 14. November unter info@literaturhaus-koeln.de.
Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Victor Rolff Stiftung