Ingeborg Bachmann & Max Frisch: Der Briefwechsel

Intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur: Rund 300 überlieferte Schriftstücke zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch legen Zeugnis ab vom Leben, Lieben und Leiden eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur.

Herausgeberin Barbara Wiedemann beleuchtet Editions- und Nachlassgeschichte des lang erwarteten Briefwechsels Wir haben es nicht gut gemacht (Piper/Suhrkamp). Christiane Nothofer und Robert Christott lesen Auszüge aus den Briefen.

Gestern sind drei Briefe von Dir gekommen, und darüber müsste ich sehr glücklich sein, aber es heisst auch, dass ich nach drei Briefen nicht so bald einen weitren erwarten darf – so schaff ich mir meine Unglücke an! Sehr kindische. In einem Menschen müssen doch eine ganze Menge Schichten miteinander auskommen, die vorsintflutlichen, die gemeinplätzigen, mit denen weiter oben, in denen es unabhängiger zugeht.
Ingeborg Bachmann an Max Frisch, Juli 1958

Frühjahr 1958: Ingeborg Bachmann – gefeierte Lyrikerin, Preisträgerin der Gruppe 47 und ›Coverstar‹ des Spiegel – bringt gerade ihr Hörspiel Der gute Gott von Manhattan auf Sendung. Max Frisch – erfolgreicher Romancier und Dramatiker, der noch im selben Jahr den Büchner-Preis erhält – ist in dieser Zeit mit Inszenierungen von Biedermann und die Brandstifter beschäftigt. Er schreibt der jungen Dichterin, wie begeistert er von ihrem Hörspiel ist. Mit Bachmanns Antwort im Juni 1958 beginnt ein Briefwechsel, der vom Kennenlernen bis lange nach der Trennung andauert: So will ich den Brief rasch abschicken mit der Frage, ob ich Sie, wenn ich Sonntag (diesen kommenden Sonntag) nach Zürich komme, sehen darf. Ich könnte zwei, drei oder vier Tage bleiben, und ich hoffe so sehr und ohne rechte Überlegung, daß auch Sie es wünschen könnten.
Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, Eifersucht, Fluchtimpulse und Verlustangst, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitens in einer gemeinsamen Wohnung und die Spannung zwischen Schriftstellerexistenz und Zweisamkeit – die Themen der autobiographischen Zeugnisse sind zeitlos.
In den Büchern von Bachmann und Frisch hinterließ diese Liebe Spuren, die zum Teil erst durch die Korrespondenz erhellt werden können. Die Briefe zeigen die enge Verknüpfung von Leben und Werk, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur.

Barbara Wiedemann, Literaturwissenschaftlerin mit editionsphilologischem Schwerpunkt, ist Lehrbeauftragte an der Universität Tübingen und Herausgeberin u. a. von Werken und Briefen Paul Celans.

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