Literarischer Salon: Abdelaziz Baraka Sakin
Tag für Tag lesen und hören wir von der irregulären Migration, die bekämpft werden müsse – aber wer sind die Menschen, die auf Lampedusa stranden, nachts durch den Grenzfluss nach Griechenland schwimmen, in einem LKW-Container fast ersticken – oder sich in eine der Ecken am Ebertplatz verdrücken?
Und was wissen wir von dem Krieg im Sudan, der größten humanitären Katastrophe der Gegenwart mit inzwischen zwölf Millionen Menschen auf der Flucht? Abdelaziz Baraka Sakin, dem selbst 2012 nach einer Verhaftung die Flucht nach Österreich gelang, bringt uns die »irreguläre Migration« so nah, dass wir die Herzschläge hören, die Erschöpfung fühlen, den Angstschweiß riechen, die Tricks kennenlernen. Sein meisterhafter Roman Der Rabe, der mich liebte (Klingenberg) erzählt die Geschichte zweier Sudanesen, die sich aus den Augen verlieren, als die Polizei den sogenannten Dschungel von Calais auflöst, eine Stadt aus Wellblech und Plastikplanen. Es ist keine Geschichte, in der die einen gut sind und die anderen böse, die einen Opfer, die anderen Täter. Nein, alles ist so kompliziert und verworren wie die Wirklichkeit selbst, und manchmal, ja, werden aus Opfern auch Täter oder umgekehrt. Guy Helminger und Navid Kermani begrüßen im Literarischen Salon Abdelaziz Baraka Sakin, der zu den bekanntesten, am meisten übersetzten Schriftstellern des Sudans gehört, obwohl seine Bücher dort lange nicht erscheinen durften – und nun wegen des Krieges nicht mehr erscheinen können. Es liest Anja Laïs. Larissa Bender übersetzt.
Veranstaltungspartner: lit.COLOGNE, Stadtgarten, Konrad-Adenauer-Stiftung, Kulturamt der Stadt Köln, Buchhandlung Klaus Bittner