Martin Mittelmeier: Thomas Mann in Kalifornien
Heimweh im Paradies (DuMont Buchverlag) erzählt von den Hoffnungen, Begegnungen, Zweifeln und Erfolgen Thomas Manns im kalifornischen Exil in den 1940er-Jahren.
Der fast siebzig Jahre alte Nobelpreisträger kreist um die Frage nach der in der deutschen Kultur und Sprache verwurzelten Identität. Mit jeder Nachricht aus Europa scheint sie gefährdet. Was kann Kunst sein, deutsche Kunst zumal, angesichts des Schreckens und der Barbarei Nazi-Deutschlands? Martin Mittelmeier feiert im Gespräch mit Christof Hamann Buchpremiere im Literaturhaus.
Thomas Mann sitzt am Schreibtisch und ist zufrieden. Das ist ungewöhnlich, denn er schreibt gerade nicht. In der frühen Phase, in der er sich mit einem neuen Roman befindet, ist jede Unterbrechung, jede Störung, jede Ablenkung ungünstig, ja ärgerlich.
Schon in frühen Werken hat sich Martin Mittelmeier mit der Biografie namhafter Persönlichkeiten der deutschen Geschichte beschäftigt – zuletzt mit Theodor W. Adorno in Adorno in Neapel (Siedler Verlag). Auch in seinem neuesten Werk verwebt Martin Mittelmeier historische Fakten mit erzählerischer Fiktion und schafft dabei eine neue Perspektive auf das Leben der Familie Mann im Exil.
Thomas Mann trifft an der amerikanischen Westküste auf andere Exilant*innen aus Europa wie Vicki Baum, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Helene Weigel, Max Horkheimer und Alma Werfel. Kalifornien entpuppt sich als ein Paradies, denn die Exilant*innen trauen ihren Sinnen nicht, das Farbenspiel, das Licht, das Meer. Hier sind sie alle gestrandet, die im Deutschland des Nationalsozialismus keine Heimat mehr haben oder haben wollen. Sie feiern, reden sich die Köpfe heiß, langweilen sich, streiten darum, wie ein demokratisches Deutschland nach Hitler aussehen könnte. All diese Gespräche und Erfahrungen nehmen Einfluss auf Manns Schaffen. Im kalifornischen Exil beendet Thomas Mann u. a. seine Joseph-Tetralogie und will im Doktor Faustus die genuin deutschen Wurzeln des Nationalsozialismus ans Licht bringen.
»Die Sonne von Südkalifornien gibt für Martin Mittelmeier die ideale Beleuchtung ab, um mit großer Leichtigkeit die schweren Fragen von Kunst und Politik zu stellen« (Philipp Felsch).
Veranstaltungspartner: DuMont Buchverlag