Maryam Aras: Dinosaurierkind
Während eines Filmabends entdeckt Maryam Aras ihren Vater auf der Kinoleinwand. Bei einer Protestveranstaltung gegen den Schahbesuch 1967 in Berlin sitzt er zwischen anderen Studierenden auf dem Boden. Für sie ist es der Beginn einer Spurensuche – nach ihrer Kindheit in der iranischen Diaspora in Köln, der Gewissheit, dass ihr Vater nicht nach Iran reisen kann, der Geschichte seiner und ihrer Politisierung.
In ihrem literarischen Essay »Dinosaurierkind« (Claassen) schreibt Maryam Aras die politische Biografie ihres Vaters, zieht Erzähllinien zwischen dem Staatsstreich 1953 in Iran, einer transnationalen 1968er-Bewegung, dem Kölner Arbeiterviertel Mülheim und einer Familiengeschichte, in der der Luxus, unpolitisch durchs Leben zu gehen, nie existiert hat. Moderation: Fatima Khan.
Mit den Jahren wuchsen deine Geschichten zwischen uns, und ich hatte genug Beweis, dass sie wahr waren. Aber waren sie auch wichtig? Ihre Tragweite verwirrte mich oft. Es waren Geschichten wie aus meinen Büchern. Warum sie niemanden außer dir und mir und deinen Freunden zu interessieren schienen, diese Frage stellte ich mir noch nicht, spürte sie nur.
In zärtlicher Hingabe und doch mit kritischer Distanz schreibt Maryam Aras die politische Biografie ihres Vaters und seiner Generation geflohener Aktivisten aus dem Iran. Sie berichtet von Oppositionellen, die für die demokratische Zukunft des Iran stritten und es auch heute noch tun. Sie erzählt von einem Vater, der so viel Geschichte erlebt hat, dass es kaum in ein Leben zu passen scheint, und zeichnet eine lange Tradition des Kampfes gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft.
»Maryam Aras gelingt ein großes Kunststück: Sie verwebt die Biografie ihres Vaters und ihr Aufwachsen an seiner Seite mit der Geschichte Irans und der Diaspora in Deutschland. Zugleich erzählt sie vom Kampf um Selbstbestimmung vieler Länder des sogenannten Globalen Südens. Berührend, gehaltvoll, vielschichtig« (Nava Ebrahimi).
Veranstaltungspartner: Claassen, DIWAN Köln, Kunststiftung NRW, Victor Rolff Stiftung