poetica 7. Lesungen und Gespräche mit Fiston Mwanza Mujila, Anja Utler und Cecilia Vicuña - »Ich möchte ein Fluss werden«

Auch 2022 gibt es im Rahmen der poetica 7 wieder eine gemeinsame Veranstaltung.

Die Hinwendung der Lyrik zu Vergangenheiten aus Klang verändert auch das lyrische Ich. Der Logos wird dezentriert, ja weggespült, das Gedicht wird durchlässig und hellhörig für Hintergrundgeräusche, für nicht-menschliche Geräusche, für die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Ist das Klang-Denken der Dichtung vielleicht immer schon ökologisches Denken?

Dies gilt jedenfalls für die drei Dichter:innen dieses Abends. Anja Utler spannt Sprachstockungen wie ausgetrocknete Flussarme zwischen Generationen auf, inszeniert eine dystopische Rede zwischen Mutter und Tochter mit »Bissspuren vergangener Flüssigkeit«. In der von Jazz beeinflussten, wirbelnden, aufgewühlten Lyrik Fiston Mwanza Mujilas fließt der Kongofluss – »Ein Fluss ohne / Nationalität. Ein freier Fluss. Ein unabhängiger Fluss. Ein Fluss / großgeschrieben. Ein Flussfluss!« Er ist ein trauriges Grab für Träume und die Körper der Verlorenen, die er hungrig frisst. Und zugleich ekstatisches Sinnbild für die Widerstandskraft des Menschen angesichts immer verheerenderer Not durch Armut, Ausbeutung, Bürgerkrieg. Die zerstörerischen Auswirkungen des Anthropozäns auf den Planeten – und damit auf unsere Erinnerung – nimmt die international gefeierte Künstlerin und Autorin Cecilia Vicuña seit den siebziger Jahren in den Blick, immer mit einer dezidiert feministischen Perspektive. Ihre Kritik an der Gewalt durch Usurpation und Beherrschen-Wollen ist auch eine Kritik an der Vorstellung, es gäbe eindeutige Ursprünge und Grenzen, mit denen man Besitzansprüche legitimieren kann. Dies ist eine ästhetische und zugleich politische Position. Alles in Vicuñas Werk ist verwandt, verwoben, vielsprachig, zwischen Medien, Künsten und Sprachen mäandernd. »Die Erinnerung an die Heiligkeit des Wassers«, sagte Vicuña einmal, sei ihr wichtigstes Lebenswerk. Denn Chile werde als eines der ersten Länder der Erde dank Ausbeutung und Privatisierungen kein frei zugängliches Trinkwasser mehr haben. 

Es moderiert Uljana Wolf, die die diesjährige poetica konzipiert hat.
Es lesen Sophia Burtscher und Philipp Plessmann.

Mehr Infos unter www.poetica.uni-koeln.de

Kooperationspartner: Kunsthochschule für Medien Köln
Eine Veranstaltung des Internationalen Kollegs Morphomata und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt.

CORONA-HINWEIS

  • Bitte informieren Sie sich bezüglich aktueller Corona- und Zugangsregelungen auf der Website: www.poetica.uni-koeln.de.

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