Marie Darrieussecq: Das Meer von unten

Einfühlsam und klug navigiert Marie Darrieussecq in Das Meer von unten (Secession) die komplexen Themen unserer Zeit.

Luxuriöses Passagierschiff trifft auf Flüchtlingsboot im Mittelmeer. Rose, die sich eigentlich eine Auszeit gönnen möchte, übernimmt für einen jungen Überlebenden Verantwortung, stellt das Leben ihrer Familie auf den Kopf und lernt ihre Heimat von der anderen Seite kennen. Mit Übersetzerin Patricia Klobusiczky spricht Marie Darrieussecq über Empathie und Moral. Es liest Christiane Nothofer.

Das Telefon klingelt. Er ist es. Mit dem Gesicht von Gabriel. Das muss sie dringend ändern. Younès dazuschreiben und basta. Dass sie ihm ein Telefon gegeben hat, ist schon mal gut. Ein Telefon ist schon eine Menge. Und die Flatrate dazu, das Engagement dahinter. Sie wohnen auf 58 Quadratmeter. Sie sieht zu, wie das Telefon in ihrer Hand vibriert. Hat wieder die Toten an Deck vor Augen und den so beherzten Kapitän. Man müsste in einem beherzten Land leben und auf einem beherzten Planeten, wo alle Bewohner beherzt verteilt werden. Das liegt nicht in ihrer Macht. Sie hat nicht einmal mit ihrem Mann darüber gesprochen.

Eine beschauliche Reise durch das Mittelmeer nimmt für Rose und ihre Kinder eine unerwartete Wendung, als ein Boot mit Geflüchteten in unmittelbarer Nähe ihres Kreuzfahrtschiffs kentert und die Überlebenden geborgen werden. Rose trifft auf Younès, einen jungen Mann aus Niger, mit dem sie sich direkt verbunden fühlt; vielleicht, weil er sie an ihren Sohn erinnert. In einem Anflug von Tatendrang überlässt sie Younès das Handy ihres Sohnes und bekommt nur noch über die Handy-Ortung mit, wie er kurz darauf das Schiff mit der italienischen Küstenwache verlässt.
Von diesem Moment an geht Rose die kurze Begegnung nicht mehr aus dem Kopf. Sie beginnt, ihr Umfeld und ihre Beziehungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Den ersten Anruf von Younès erhält sie wieder in Paris, es folgen weitere Anrufe, die sie aber unbeantwortet lässt. Als sie Monate später erfährt, dass er sich in einem Lager in Calais befindet und verletzt ist, beschließt sie, ihn abzuholen. Das Meer von unten erzählt von der folgenreichen Begegnung zweier Menschen mit gegensätzlichen Lebensrealitäten. Scharfsinnig, mit Sensibilität und Humor blickt der Roman auf die Kipppunkte unserer Welt: Flucht und Migration, Solidarität und Engagement, Recht und Unrecht.

Veranstaltungspartner: Buchhandlung Klaus Bittner, Institut français Köln

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