Ein Abend über Marie T. Martin: Der Winter dauerte 24 Jahre

Ein neuer Band würdigt das Werk der Lyrikerin und Künstlerin Marie T. Martin.

Der Winter dauerte 24 Jahre. Werke und Nachlass (Poetenladen) versammelt Erzählungen, Kurzprosa und ihre viel beachteten Gedichtbände. Marie T. Martin hat lange das literarische Leben in Köln bereichert, bevor sie 2021 mit nur 39 Jahren starb. Herausgeberin Hanna Lemke erinnert mit Ulrike Anna Bleier und Martin Mandler im Literaturhaus an eine Freundin und Weggefährtin und reflektiert die für Marie T. Martin charakteristische Variationsbreite zwischen Poesie und Ironie, zwischen kluger Distanz und reflektierter Nähe.

Der Winter dauerte 24 Jahre und lehrte uns, die Farbe Weiß zu sehen. Anfangs kannten wir nur ein Wort für das, was uns umgab, aber nach und nach wuchsen andere Wörter dazu wie Eiskristalle an den Fensterscheiben. Die Worte schmolzen nicht, sie blieben bei uns, und auch der Schnee blieb, bedeckte alle Wege und brachte die Brücke über dem Tal zum Einstürzen, sodass wir ganz auf uns gestellt waren.

Der Abend für Marie T. Martin beleuchtet den gerade erschienenen Band, der die Hauptwerke und den Nachlass der Autorin versammelt. Neben Erzählungen und Kurzprosa gehören dazu die viel beachteten Gedichtbände Wisperzimmer und Rückruf (beide Poetenladen). Die von Marie T. Martin hinterlassene Sammlung mit Kleiner Prosa gibt dem Band zugleich den Namen: Der Winter dauerte 24 Jahre. Dieses letzte Werk Marie T. Martins zeugt von höchster Konzentration und bezauberndem Einfallsreichtum. Die Möglichkeiten der Miniatur werden so spielerisch wie poetisch ausgereizt: von skurrilen Stücken bis hin zu kunstvollen Parodien. Es gibt lyrische Korrespondenzen, Briefe ans eigene Ich, Zündholzschachtel-Texte sowie erfundene Mundarten.
Norbert Hummelt schreibt in seinem Nachwort: »Aber kommen wir auf diese Weise ihrem Geheimnis näher? Und wie sollten wir überhaupt in ihren Texten lesen, jetzt, da sie alle gesammelt vorliegen? Die Freude darüber, dass nun alles beisammen ist, was Marie in Buchform veröffentlichte und als Nachlass noch für den Druck vorbereitete, stellt uns nun vor die nicht ganz einfache Aufgabe, zu entscheiden, wo wir ein Buch aufschlagen, das auf solche Weise komponiert ist: Prosa – Lyrik – Prosa – Lyrik – Prosa. Es scheint, als sollten wir uns darin ganz frei fühlen, blättern, wie wir mögen, kramen wie in einer großen Schatzkiste. Um auf diese Weise zu bemerken, dass wir doch geführt werden, um den sehr bewussten Fügungen und kompositorischen Entscheidungen auf die Spur zu kommen, die dafür verantwortlich sind, dass ein Gedicht in bestimmter Weise auf ein anderes folgt. Wir haben eine lineare Ordnung, bewegen uns in Raum und Zeit, und doch ist alles zugleich für uns da, unentscheidbar – ein Sinnbild, das die Poetik ebenso berührt wie die Metaphysik.«
Der Winter dauerte 24 Jahre wurde von Hanna Lemke und Andreas Heidtmann herausgegeben. Von Franziska Neubert stammen die Illustrationen.

Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW

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