Matthias Jügler: Maifliegenzeit

Maifliegenzeit (Penguin) von Matthias Jügler zeichnet das bewegende Porträt eines traumatischen Verlustes: Nach der Geburt verliert ein junges Paar sein erstes Kind.

Während die Mutter Zweifel an der Darstellung der Ärzte quälen, will der Vater davon nichts wissen. Erst Jahre später stößt er auf Ungereimtheiten und eine Mauer des Schweigens, die tiefe Selbstzweifel nach sich ziehen. Bis zu dem Tag, wo sich sein erwachsener Sohn bei ihm meldet und einen völlig anderen Blick auf die Vergangenheit wirft. Mit Jan Drees spricht Matthias Jügler über ein dunkles Kapitel ostdeutscher Geschichte.

Das Fliegenfischen hat mir zwar nicht geholfen, alles, was geschehen war, zu verstehen oder hinter mir zu lassen, aber ich fand Trost im Versuch, einen Fisch zu fangen, in der kunstvollen Imitation der Natur, in der beständigen Gegenwart des Flusses, der Geheimnisse barg und sie dann und wann auch preisgab.

Hans angelt, er interessiert sich für Fische, für deren Leben im Verborgenen. Im Mai eines jeden Jahres sitzt er an einem träge fließenden Seitenarm der Unstrut, zwischen zwei schiefen Feldulmen, und beobachtet die Brassen beim Laichen. Im Mai ist auch sein Sohn Daniel geboren – und gestorben. Seitdem sind 40 Jahre vergangen. Nachdem auch Katrin kurz nach der Geburt des Kindes aus Hans’ Leben verschwunden ist, versucht er, die Ereignisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und eine Art »normales Leben« zu führen. Nie hat er die von Katrin gehegten Zweifel an der Darstellung der Ärzte geteilt, doch nach der Wende beginnt auch er, die erlebten Ereignisse zu hinterfragen. Tatsächlich stößt er bei seinen Recherchen auf Ungereimtheiten und Widerstände … Bis eines Tages sein totgeglaubter Sohn am Telefon ist und von einer anderen Wahrheit weiß.
Matthias Jüglers Maifliegenzeit ist ein schweres, tiefschwarzes Zeugnis ostdeutscher Geschichte, denn der Roman basiert auf historischen Begebenheiten. Seit einigen Jahren ist nachgewiesen, dass es in der DDR Fälle von vorgetäuschtem Säuglingstod gab: Neugeborene wurden den leiblichen Eltern gegenüber für tot erklärt und zur Adoption an fremde Eltern gegeben. Leise und voller Empathie erzählt Matthias Jügler von dieser Geschichte, von Verlust und Ohnmacht, von verborgener Hoffnung und dem Trost der Natur.

Veranstaltungspartner: Deutschlandfunk
Der Abend kann im DLF am 29.5. + 5.6. jeweils ab 20:30 Uhr nachgehört werden.

© Michael Bader
© Michael Bader

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