Michail Schischkin: Gegen den Krieg schreiben
Michail Schischkin, einer der international meistgefeierten Autoren Russlands, beschreibt im Gespräch mit Thomas Roth, dem Vorsitzenden des Lew Kopelew Forums, den langen Abschied vom hoffnungsfrohen chaotischen Moskau der 1990er-Jahre.
Im Rahmen der Reihe »Souvenir« nimmt er die Unterdrückung des freien Wortes in den Fokus, die historische Kontinuität dieser Unterdrückung und die schrecklichen Folgen der Unfreiheit: Rechtslosigkeit, Kriege, Folter und Mord.
Und wer ist außerdem so blöd, sich einzulassen mit unseren Gerichten. Recht bleibt Recht, nur dass mans gern verdreht. Haben wir den Kopf, so finden sich auch Läuse. Wen Willkür sich zum Ziel erkoren, der bleibt nicht lange ungeschoren. Mit nackten Händen fängt man keinen Igel. Kurzum: War da was? Nichts gehört und nichts gesehen. Mein Name ist Hase.
Michail Schischkin ist vermutlich – trotz oder gerade wegen seiner Liebe zu seinem Heimatland – einer der schärfsten Kritiker Russlands. Als einziger Autor erhielt er die drei wichtigsten Literaturpreise Russlands, alle seine Bücher sind Bestseller. Michail Schischkins Missbilligung des Putin-Regimes entspringt also direkt aus der Mitte Russlands. Seine Romane Briefsteller (2012), Venushaar (2011) und Die Eroberung von Ismail (2017, alle DVA) verhandeln russische Geschichte, knüpfen nahtlos an die Klassiker von Turgenjew, Dostojewski und Tolstoi an und entwickeln so die literarische Tradition Russlands weiter.
Michail Schischkin findet deutliche Worte, wenn es um die Analyse der gegenwärtigen russischen Gesellschaft geht. Seine Landsleute, so sagt er, seien kein Volk von Opfern. Gar zu viele unterstützten den russischen Angriffskrieg und würden so selbst zu Kriegsverbrechern. »Russland hat eine Zukunft, nur wenn die Ukraine diesen Krieg gewinnt und es in meinem Land zur nationalen Schuldanerkennung kommt.« Auf der Literaturhausbühne liest Michail Schischkin aus seinen Texten und diskutiert mit Thomas Roth die aktuelle politischen Lage.
Die Reihe »Souvenir« ist ein Projekt des Literaturhaus Stuttgart in Kooperation mit dem Netzwerk der Literaturhäuser und der Projektgruppe für Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung und mit freundlicher Unterstützung der Ernst Klett AG.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionswochen zum Gedenken an 90 Jahre Bücherverbrennung.
Veranstaltungspartner: Lew Kopelew Forum e.V., Bundeszentrale für politische Bildung, literaturhaus.net, EL-DE-Haus
Diese Veranstaltung wird auch als Livestream übertragen. Den Link dafür finden Sie hier.