Svenja Leiber: Kazimira
Ein Generationenroman, in dessen Mittelpunkt eine Bernsteingrube an der Ostsee und die Emanzipationsgeschichte einer widerspenstigen Heldin steht: Kazimira.
Entlang der Geschichte Ostpreußens – von der beginnenden Industrialisierung, durch zwei Weltkriege bis in die Gegenwart – hält Svenja Leiber in ihrem Roman Kazimira (Suhrkamp) das Schicksal und die Geschichten der Frauen fest, funkelnd und ewig wie der Einschluss im Bernstein. Im Literaturhaus spricht sie mit Sonja Lewandowski über den Widerstand gegen patriarchale Enge und Gewalt.
Als sie zurück in der Hütte ist, legt sie das Kind ab, greift einen Stein aus dem Sack und hält ihn Ake vor die Augen: »Sieh, auch die kann nicht fort«, sagt sie. »Aber ihr Platz ist schön.« In dem Stein wohnt seit Millionen Jahren ein Insekt, eine Trauermücke.
Kazimira ist die Frau eines geschickten Bernsteindrehers. Während er am Aufbau und Erfolg des ersten Bernsteinbergwerks Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt ist, muss sich Kazimira um Haus und Kind kümmern, obwohl sie arbeiten will wie ihr Mann. Aber sie findet ihre Emanzipation, indem sie ihren eigenen Weg geht und sich nicht gesellschaftlichen Konventionen fügt. Als junge Frau erlebt sie den aufkommenden Wohlstand des Küstenstrichs genauso wie aufziehenden Antisemitismus und Nationalismus, viele Jahr später, am Ende des Zweiten Weltkriegs, wird sie Zeugin von deutschen Verbrechen. Svenja Leiber folgt Kazimira und ihrer Familie über vier Generationen, alle tragen den Schmerz und die Widerständigkeit der Titelheldin. Sprachmächtig und mit poetischer Klarheit erzählt sie »eine Geschichte von elementarer Wucht« (NZZ).
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